Covid-19: Impfungen, Infektionen, Weiterverbreitung und die Frage der Immunität
Dr. Alexander von Paleske —- 6.5. 2021 —-
Zur Einleitung der Brief eines Klinik-Arztes an das Paul Ehrlich Institut aus der vergangenen Woche:
„Ich betreue als Internist und Intensivmediziner Covid19-Patienten auf der Intensiv- sowie Isolationsstation. In den letzten Wochen sind uns drei Patienten jeglicher Altersstufen aufgefallen, die allesamt zweifach gegen Covid19 geimpft waren und ausreichend Abstand zur zweiten Impfung aufwiesen.
Im Aufnahmescreening sowie bei PCR-Kontrollen vor Entlassung oder im Rahmen eines stationären Ausbruchsgeschehens sind sie mit hoch-positiven ct-Werten (12-17) aufgefallen und wurden nach telefonischer Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt trotz fehlender Symptome in 2 oder 3 Wochen Quarantäne geschickt.
So sehr die Impfung gegen eine schwere Erkrankung schützen mag, ist angesichts der niedrigen ct-Werte eine gewisse Infektiosität nicht auszuschließen. Ich finde diese Tatsache vor dem Hintergrund der Debatte um Lockerungen für vollständig Geimpfte bemerkenswert…..
Erwähnenswert finde ich zudem die Tatsache, dass zwei junge ärztliche Kollegen trotz einmaliger Impfung mit Astra Zeneca und Moderna und ausreichend Abstand zum Impfzeitpunkt klinisch relevant an Covid19 erkrankt sind. Auch hier suggerieren die Medienberichte aus meiner Sicht eine zu hohe Sicherheit nach Einmalimpfung“.
So weit der Brief. Die anfänglichen Hoffnungen, durch Impfungen den Errger von Covid-19, das Sars-CoV-2 ausrotten zu können, wie beispielsweise das Polio-Virus, haben sich als Illusion erwiesen: Das SarsCov-2 Virus ist “gekommen, um zu bleiben”.
Mehr noch: die bekannten Mutationen und immer neuen Mutationen stellen Herausforderungen an die Prophylaxe dar.
Was wir heute wissen
Was wir heute wissen bzw. nicht wissen nach durchgemachter Covid-19-Erkrankung:
- Der Erreger von Covid -19 ist das Sars-CoV-2
- Die durchgemachte Erkrankung hinterlässt nur eine begrenzte Immunität, d.h. eine Reinfektion ist nach bereits wenigen Monaten - vielleicht nur Wochen – möglich, ähnlich der saisonalen Grippe, und daher völlig anders als bei anderen Erkrankungen wie etwa Keuchhusten, Masern, Mumps, Polio u.s.w. mit nachfolgender lebenslanger Immunität.
- Der Schutz vor einer Reinfektion nach durchgemachter Infektion beträgt circa 84%, verglichen mit Personen ohne Impfung, und ohne durchgemachte Covid-19 Erkrankung (SIREN Studie in England) .
- Der Schutz vor schwerer Erkrankung im Falle einer Reinfektion beträgt etwa 93%.
- Die Dauer dieser partiellen protektiven Immunität nach durchgemachter Infektion ist bis heute völlig unklar. Deshalb wird jetzt von Personen verlangt, die, um sich weiterhin die vielfachen Vorteile der Bewegungsfreiheit über 6 Monate hinaus nach der Erstinfektion zu sichern, erneut impfen lassen müssen. Basiert ist diese Vorgabe lediglich auf dem beobachteten Abfall der neutralisierenden Antikörper im Blut über Monate. Da die neutralisierenden Antikörper aber nur einen Teil der Immunabwehr bilden, fehlen wirklich verlässliche Daten, die eine derartige Forderung rechtfertigen.
- Völlig unklar ist auch, ob dieser Schutz vor Reinfektion und schwerer Erkrankung nach durchgemachter Infektion auch bereits bekannte Varianten umfasst wie die südafrikanische, die brasilianische oder die doppelmutierte indische Variante,bzw. neu auftretente Mutationen, und zwar ganz, teilweise oder gar nicht.
- Völlig unklar ebenfalls, inwieweit Personen während einer Reinfektion ansteckend sind, was wiederum von der Viruslast im Mund-Rachenbereich abhängt, also dem Ct-Wert.
Was wir heute wissen bzw. nicht wissen über den Schutz nach Impfungen:
- Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 bieten die Impfungen – so wie auch die durchgemachte Infektion – nicht.
- Eine nicht systematische Studie aus Israel – gezählt wurden die Patienten, die sich wegen Beschwerden nach der Impfung bei den Gesundheitsgehoerden meldeten verglichen mit nicht geimpften Patienten – zeigt: Wer zweimal mit dem BioNTech-Impfstoff Comirnaty geimpft worden war, fiel 90 Prozent seltener als Covid-19-Fall auf.
- Eine systematische vergleichende Nachverfolgungsstudie aus Grossbritannien führte an 373.402 Probandinnen und Probanden regelmässige SarsCoV-2 PCR-Tests durch. Für geimpfte Versuchspersonen lag die Wahrscheinlichkeit, sich mehr als 21 Tage nach der ersten Dosis mit Sars-CoV-2 zu infizieren, um 65 Prozent niedriger – und das unabhängig davon, ob sie den Impfstoff von AstraZeneca oder von BioNTech bekommen hatten.
- In einer weiteren Studie zeigte sich: Die Testproben von Personen mit Infektion trotz Impfung hatten deutlich häufiger einen Ct-Wert von über 30 – also geringe Viruslast – als jene in der Kontrollgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach zwei Impfdosen einen niedrigen Ct-Wert also eine hohe Viruslast und damit potentiell infektiös, war um 88 Prozent reduziert
- Ein Expertenteam der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC trug im vergangenen Monat Ergebnisse von Weiterverbreirungen der Covid-Infektion in Haushalten – ECDC: Stockholm, 2021) zusammen. In einer Gruppe davon wurden knapp 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des schottischen Gesundheitssystems und etwa 200.000 Personen, die mit ihnen einen Haushalt teilten, beobachtet.Die Forschenden beobachteten ein geringeres Ansteckungsrisiko in Haushalten, in denen das Gesundheitspersonal geimpft worden war MedRxiv: Shah et al., 2021). Die Haushaltsmitglieder von geimpften Personen steckten sich in dieser Studie rund 30 Prozent seltener an, als die von Ungeimpften.
Das bedeutet allerdings ein nicht wirklich dramatisch gesenktes Weiterverbreitungsrisiko infizierter Geimpfter bei engem persönlichen Kontakt.
So ist es dann auch nicht überraschend, dass es zu Ausbrüchen von Infektionen bereits Geimpfter in Alten- und Pflegeheimen kam.
Fazit
Die durchgemachte Erkrankung an Covid-19 liefert einen begrenzten Schutz vor Neuansteckung und schweren Verläufen, sowie vor Weitergabe der Re-Infektion an Dritte. Wie lange der Schutz anhält ist bisher unklar.
Die Impfung liefert ebenfalls einen begrenzten Schutz vor Ansteckung und schweren Verläufen, sowie der Weitergabe an Dritte nach einer trotz Impfung erfolgten Erstinfektion mit SarsCoV2 (Covid19).
Die Weitergabewahrscheinlichkeit ist jedoch deutlich höher, wenn ein enger Kontakt (z.B. gemeinsamer Haushalt) mit nicht – oder nicht mehr – immunen Personen gegeben ist.
Zur Einleitung der Brief eines Klinik-Arztes an das Paul Ehrlich Institut aus der vergangenen Woche:
„Ich betreue als Internist und Intensivmediziner Covid19-Patienten auf der Intensiv- sowie Isolationsstation. In den letzten Wochen sind uns drei Patienten jeglicher Altersstufen aufgefallen, die allesamt zweifach gegen Covid19 geimpft waren und ausreichend Abstand zur zweiten Impfung aufwiesen.
Im Aufnahmescreening sowie bei PCR-Kontrollen vor Entlassung oder im Rahmen eines stationären Ausbruchsgeschehens sind sie mit hoch-positiven ct-Werten (12-17) aufgefallen und wurden nach telefonischer Rücksprache mit dem zuständigen Gesundheitsamt trotz fehlender Symptome in 2 oder 3 Wochen Quarantäne geschickt.
So sehr die Impfung gegen eine schwere Erkrankung schützen mag, ist angesichts der niedrigen ct-Werte eine gewisse Infektiosität nicht auszuschließen. Ich finde diese Tatsache vor dem Hintergrund der Debatte um Lockerungen für vollständig Geimpfte bemerkenswert…..
Erwähnenswert finde ich zudem die Tatsache, dass zwei junge ärztliche Kollegen trotz einmaliger Impfung mit Astra Zeneca und Moderna und ausreichend Abstand zum Impfzeitpunkt klinisch relevant an Covid19 erkrankt sind. Auch hier suggerieren die Medienberichte aus meiner Sicht eine zu hohe Sicherheit nach Einmalimpfung“.
So weit der Brief. Die anfänglichen Hoffnungen, durch Impfungen den Errger von Covid-19, das Sars-CoV-2 ausrotten zu können, wie beispielsweise das Polio-Virus, haben sich als Illusion erwiesen: Das SarsCov-2 Virus ist “gekommen, um zu bleiben”.
Mehr noch: die bekannten Mutationen und immer neuen Mutationen stellen Herausforderungen an die Prophylaxe dar.
Was wir heute wissen
Was wir heute wissen bzw. nicht wissen nach durchgemachter Covid-19-Erkrankung:
- Der Erreger von Covid -19 ist das Sars-CoV-2
- Die durchgemachte Erkrankung hinterlässt nur eine begrenzte Immunität, d.h. eine Reinfektion ist nach bereits wenigen Monaten - vielleicht nur Wochen – möglich, ähnlich der saisonalen Grippe, und daher völlig anders als bei anderen Erkrankungen wie etwa Keuchhusten, Masern, Mumps, Polio u.s.w. mit nachfolgender lebenslanger Immunität.
- Der Schutz vor einer Reinfektion nach durchgemachter Infektion beträgt circa 84%, verglichen mit Personen ohne Impfung, und ohne durchgemachte Covid-19 Erkrankung (SIREN Studie in England) .
- Der Schutz vor schwerer Erkrankung im Falle einer Reinfektion beträgt etwa 93%.
- Die Dauer dieser partiellen protektiven Immunität nach durchgemachter Infektion ist bis heute völlig unklar. Deshalb wird jetzt von Personen verlangt, die, um sich weiterhin die vielfachen Vorteile der Bewegungsfreiheit über 6 Monate hinaus nach der Erstinfektion zu sichern, erneut impfen lassen müssen. Basiert ist diese Vorgabe lediglich auf dem beobachteten Abfall der neutralisierenden Antikörper im Blut über Monate. Da die neutralisierenden Antikörper aber nur einen Teil der Immunabwehr bilden, fehlen wirklich verlässliche Daten, die eine derartige Forderung rechtfertigen.
- Völlig unklar ist auch, ob dieser Schutz vor Reinfektion und schwerer Erkrankung nach durchgemachter Infektion auch bereits bekannte Varianten umfasst wie die südafrikanische, die brasilianische oder die doppelmutierte indische Variante,bzw. neu auftretente Mutationen, und zwar ganz, teilweise oder gar nicht.
- Völlig unklar ebenfalls, inwieweit Personen während einer Reinfektion ansteckend sind, was wiederum von der Viruslast im Mund-Rachenbereich abhängt, also dem Ct-Wert.
Was wir heute wissen bzw. nicht wissen über den Schutz nach Impfungen:
- Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 bieten die Impfungen – so wie auch die durchgemachte Infektion – nicht.
- Eine nicht systematische Studie aus Israel – gezählt wurden die Patienten, die sich wegen Beschwerden nach der Impfung bei den Gesundheitsgehoerden meldeten verglichen mit nicht geimpften Patienten – zeigt: Wer zweimal mit dem BioNTech-Impfstoff Comirnaty geimpft worden war, fiel 90 Prozent seltener als Covid-19-Fall auf.
- Eine systematische vergleichende Nachverfolgungsstudie aus Grossbritannien führte an 373.402 Probandinnen und Probanden regelmässige SarsCoV-2 PCR-Tests durch. Für geimpfte Versuchspersonen lag die Wahrscheinlichkeit, sich mehr als 21 Tage nach der ersten Dosis mit Sars-CoV-2 zu infizieren, um 65 Prozent niedriger – und das unabhängig davon, ob sie den Impfstoff von AstraZeneca oder von BioNTech bekommen hatten.
- In einer weiteren Studie zeigte sich: Die Testproben von Personen mit Infektion trotz Impfung hatten deutlich häufiger einen Ct-Wert von über 30 – also geringe Viruslast – als jene in der Kontrollgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach zwei Impfdosen einen niedrigen Ct-Wert also eine hohe Viruslast und damit potentiell infektiös, war um 88 Prozent reduziert
- Ein Expertenteam der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC trug im vergangenen Monat Ergebnisse von Weiterverbreirungen der Covid-Infektion in Haushalten – ECDC: Stockholm, 2021) zusammen. In einer Gruppe davon wurden knapp 150.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des schottischen Gesundheitssystems und etwa 200.000 Personen, die mit ihnen einen Haushalt teilten, beobachtet.Die Forschenden beobachteten ein geringeres Ansteckungsrisiko in Haushalten, in denen das Gesundheitspersonal geimpft worden war MedRxiv: Shah et al., 2021). Die Haushaltsmitglieder von geimpften Personen steckten sich in dieser Studie rund 30 Prozent seltener an, als die von Ungeimpften.
Das bedeutet allerdings ein nicht wirklich dramatisch gesenktes Weiterverbreitungsrisiko infizierter Geimpfter bei engem persönlichen Kontakt.
So ist es dann auch nicht überraschend, dass es zu Ausbrüchen von Infektionen bereits Geimpfter in Alten- und Pflegeheimen kam.
Fazit
Die durchgemachte Erkrankung an Covid-19 liefert einen begrenzten Schutz vor Neuansteckung und schweren Verläufen, sowie vor Weitergabe der Re-Infektion an Dritte. Wie lange der Schutz anhält ist bisher unklar.
Die Impfung liefert ebenfalls einen begrenzten Schutz vor Ansteckung und schweren Verläufen, sowie der Weitergabe an Dritte nach einer trotz Impfung erfolgten Erstinfektion mit SarsCoV2 (Covid19).
Die Weitergabewahrscheinlichkeit ist jedoch deutlich höher, wenn ein enger Kontakt (z.B. gemeinsamer Haushalt) mit nicht – oder nicht mehr – immunen Personen gegeben ist.
onlinedienst - 7. Mai, 12:46 Article 464x read